Seminar 1 :

"HALBKREISE"

Grundbegriffe der Bildlogik werden in zwei Übungen eingeführt und diskutiert. Eine traditionelle Portraitübung, bei der die Teilnehmer sich gegenseitig zeichnen, dient gleichzeitig als Überblick über das aktive Zeichenrepertoire der Teilnehmer sowie als Grundlage für basale Anschauungsprobleme von Zeichnungen (Strichduktus, Tonus, Komposition, erlernte Schemata u.v.m.) Zugleich läßt sich auf einfachste Weise an Bildern zeigen, was es bedeutet, einen anderen in den Blick zu nehmen.Vor der zweiten Übung wird in die Grundfragen der Gestaltpsychologieeingeführt, soweit sie für ein verständnisvolles Lesen vonBildern von Belang sind (Figur-Grund, Gesetze der guten Gestalt, des gemeinsamenSchicksals u.v.m.)
Die Zeichnung "Der Weg" des Schizophrenen J. Blahaut aus Guggingsoll im Anschluß zeigen, welchen Einblick in seelische Probleme solcheine rein syntaktische und funktionale Betrachtung eröffnen kann. Beidiesem Blatt geht es um Organisationsprobleme von abstrakten kleinen Kreisenund Quadraten in einer visuellen Gedichtform.
Die zweite Übung spielt, darauf aufbauend, mit den kompositorischenMöglichkeiten von ähnlichen Formen, nämlich Halbkreisen undRechtecken. Die Gruppe bringt eine Sammlung von Beispielen hervor, wie unterschiedlich zwei Halbkreise in beliebig viele Rechtecke zu komponieren sind. Daran läßt sich zum einen ganz kunstanalog zeigen, wie durch Variation und Operationalisierungaus einfachsten Formen Werkreihen entstehen, die nachvollziehbaren bildlogischenRegeln entsprechen und somit hochwahrscheinlich und kaum pathologisierbarsind. Auf der anderen Seite landen viele Teilnehmer sehr schnell bei höchstunwahrscheinlichen, komplexen und ureigenen Megagestalten, Störungenund Brechungen, die sehr wohl Anlaß zu einem "therapeutischen"Dialog bieten, also Gegenstand der Kunsttherapie sind.

näheres dazu in: "Mond & Hase", 1.1996

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